Wenn man schon einmal in Guatemala ist, muss man auch eine Kaffee Tour mitmachen. Das haben wir uns zumindest gedacht. Antigua, die schöne Stadt mit Kolonialstil glänzt mit einem Überangebot an reizvollen Cafés, die alle lokalen Kaffee anbieten, der einfach himmlisch schmeckt.
Okay lokaler Kaffee, das klingt erstmal gut; keine langen Transportwege, wenig Zwischenhändler, vollstes Aroma! Aber wo genau kommt er denn her, wo wird er angebaut und welchen Weg hat er hinter sich, bis er bei mir in der Tasse landet? Linda und ich wollten es wissen und haben uns für die Coffee Tour von De La Gente entschieden.
Einen Vormittag lang sind wir komplett in die Kaffeeproduktion eingetaucht, haben einen lokalen Farmer besucht, standen mit ihm in seiner Plantage und haben anschließend Kaffee geröstet und natürlich auch getrunken. Was dich genau erwartet und warum du ausgerechnet diese Tour buchen musst, erfährst du in den folgenden Zeilen!
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Kaffee in Guatemala
Mittelamerika hat den Kaffee nach Afrika gebracht und anders herum soll es mit dem Kakao passiert sein. Seit etwa 1850 wird hier aufgrund der guten Höhenlagen der Kaffeeanbau in großem Stil betrieben. In Guatemala ist der Kaffee nach den Bananen das höchste Exportgut und damit ein immenser Wirtschaftsfaktor. Nach den USA, Kanada und Japan sind die Deutschen der größte Abnehmer von Kaffeebohnen.
In Guatemala wird hauptsächlich ‚Arabica‘ angebaut. Die Bohnen sollen einen rauchigen Geschmack haben und an Schokolade oder Karamell erinnern. Der Kaffee wird etwa auf 2.000 Höhenmeter angebaut und kann auf diesem Höhenniveau seinen vollen Geschmack entwickeln.
Unsere Kaffee Tour in Guatemala
Start und Treffpunkt der Tour
Wir entschieden uns für die Kaffeetour am Morgen, da das Klima am Nachmittag meistens drückender ist. Um neun Uhr soll es losgehen, daher rufen wir uns um 8.30 Uhr ein Uber zum Apartment, welches unüblicherweise verdammt lange braucht.
Die Strecke haben wir aber nach 10 Minuten hinter uns und erreichen den Treffpunkt kurz vor neun. Man kann entweder mit einem Taxi, einem Uber oder mit dem Bus zum Treffpunkt fahren. Unser Uber kostete 26 Quetzales (Bargeldlos über die App bezahlt), das sind etwa 2,90 Euro.
Wir begrüßen unseren Guide Axel, der Übersetzer für die heutige Tour, und den lokalen Farmer Eduardo, der stolz seinen Farmerhut und ein De La Gente Poloshirt trägt. Wir warten noch auf die restlichen Teilnehmer bis wir mit elf Leuten vollzählig sind. Abgesehen von zwei Kindern sind wir mit die Jüngsten in der Truppe und fünf ältere und super sympathische Frauen ziehen den Schnitt leicht nach oben.
Okay, es geht los! Eduardo stellt sich vor und fragt in die Gruppe, ob alle mit seinem Pickup mitfahren wollen oder lieber laufen möchten. Dabei hat noch keiner geahnt was kommen wird und sich für die vermeintlich komfortable Auto-Variante entschieden.
Offroad den Vulkan hoch
Wir laufen zwei Blocks und dann öffnet Axel uns die Klappe für die Pickup Ladefläche. Es ist wohlgemerkt nur eine Fläche – keine Bänke, keine Sitze, nur Fläche!!! Typisch Guatemala halt! Linda und ich schauen uns grinsend an und freuen uns schon auf die wilde Fahrt.
Wir beide haben angenommen, dass sich die älteren Frauen jetzt für eine andere Möglichkeit entscheiden werden, aber bevor wir schauen können, stehen sie schon alle vor uns im Fahrzeug. 12 Leutchen drauf, Klappe zu, am Gitter festhalten und los geht die Fahrt. Nach zwei Blocks verlassen wir auch schon die Stadt Viaje.
Dann wird es verdammt hügelig und der Weg geht steil bergauf. Der Satz “Oh my god” fällt im Sekundentakt und die Sicht wird durch den aufgewirbelten Sand immer staubiger. Es wird etwa 15 Minuten geschrien, gequiekt und gelacht bis Eduardo uns zu seiner Plantage geschaukelt hat. Fantastisch! Alleine das war schon ein Abenteuer.
Ankunft an der Plantage
Wir stehen vor einem Feld von vertrocknetem Mais und können dahinter die Stadt Antigua erblicken. Am Fuße des Vulkans Agua auf ca. 2.000 Höhenmeter haben wir nun eine traumhafte Aussicht auf die Landschaft und sehen auch den Vulkan Fuego, der regelmäßig eine Rauchwolke von sich gibt.
Wir lernen, dass das augenscheinlich vertrocknete Feld gar nicht im ‚Standby-Modus‘ ist, sondern frisch mit Kaffee bepflanzt ist. Im Boden sehen wir, wie sich die kleinen Pflanzen entlang einer geraden Linie aufreihen. Der Mais und andere Pflanzen werden dabei stehen gelassen.
Eduardo hat insgesamt zehn Kaffeefelder in diesem Gebiet, welche auf unterschiedliche Arten bepflanzt sind. Wir laufen durch eine Plantage, dessen Sträucher mir ungefähr bis zur Brust ragen und können die vielen grünen und roten Kaffeeknospen begutachten. Die Nachbarplantage ist ‚Bourbon‘ Kaffee. Nee kein Schnaps, sondern eine andere Art der Kaffeebohne, die bei den Abnehmern wesentlich begehrter ist und auch teurer gehandelt wird.
Wir lernen den ganzen Prozess des Kaffeeanbaus kennen. Wie die Bohnen als Samen per Hand in die Erde gedrückt werden, der Keimling dann entnommen wird und im Dorf weiter reift und und und. Es ist ein sehr aufwendiger Prozess, der viel Zeit in Anspruch nimmt, bis endlich mal der Kaffee in der Tasse landet.
Kaffee selber rösten
Nachdem wir alle mehrere Gruppenfotos auf dem Pickup geschossen haben, geht die wilde Fahrt zurück ins Dorf. Willkommen bei Eduardo zuhause! Seine Frau öffnet uns die Tür mit einem breiten Grinsen. Einfach unglaublich, wie viel Herzlichkeit eine Person alleine versprühen kann. Nachdem wir alles über die Ernte und dessen perfekten Zeitpunkt gelernt haben, folgt nun der nächste Schritt. Die Bohnen müssen irgendwie aus ihrer Schale raus. Früher wurde es alles per Hand gemacht, aber seit einiger Zeit hat Eduardo eine motorbetriebene Maschine dafür.
Aus der roten Schalen werden die schleimigen Bohnen gedrückt, die dann eine gewisse Zeit vor sich hin fermentieren müssen. Wenn diese nicht mehr ganz so klebrig sind, kann man die zweite Schale entfernen und hat dann irgendwann seine (meist auf dem Dach von Eduardo) getrocknete Bohne.
In dem Dorf gibt es zwei Röstmaschinen, die einen genauen Röstpunkt der Bohnen sicherstellen. Bei unserer Kaffee Tour rösten wir aber im Oldschool-Style selber. Eduardos Frau schüttet die Bohnen auf eine runde Tonplatte, die von unten befeuert wird. Alle dürfen sich am “Bohnenwenden” versuchen und ich merke, dass man verdammt schnell sein muss, da die kleinen Dinger schneller schwarz werden, als einem lieb ist. Oh jaaa, der erste Kaffeeduft strömt in unsere Nasen – Himmlisch! Vergiss die Kaffeeläden in Deutschland, die mit Vaporisatoren und Kaffeeölen für den Duft arbeiten. Das hier ist der Wahnsinn! So einen guten Kaffeeduft habe ich wirklich noch nie erlebt.
Mahlen & genießen
Die Bohnen sind nun fast alle gleichmäßig dunkelbraun gefärbt und der Mahlprozess steht an. Auf einem typischen Mahlstein aus Vulkangestein werden die Bohnen per Muskelkraft zerrieben und der Kaffeeduft nimmt nochmal eine andere Dimension an. Ich probiere sogar das Pulver, welches eine leichte Schokonote hat, bilde ich mir zumindest ein. Bei uns Teilnehmern wirkt das Mahlen eher semi-professionell und Eduardos Frau übernimmt die restliche Menge ehe das Pulver auf typische Weise in das heiße Wasser wandert. “Cowboy-Coffee” erklärt uns Axel!
Das ist die Art, wie die Einheimischen ihren Kaffee trinken. Durch ein Sieb wandert der Kaffee nun in unsere Tassen. Linda probiert. Lindas Augen funkeln. “Das ist der beste Kaffee, den ich je getrunken habe!”. Und dieser Satz kommt von jemandem, der seinen Kaffee sonst nur mit einer Menge Sojamilch genießt.
Alex erklärt, dass der einheimische Kaffee für uns Americano-Trinker viel zu dünn schmecken wird, da er wesentlich schwächer ist. Aber ich, als Schwarztrinker muss sagen: trotzdem lecker! Dazu bekommen wir noch ein paar selbst gebackene Kekse serviert und sogar noch Tee (ebenfalls aus Kaffee gewonnen) für alle Nicht-Kaffeetrinker.
Wir plaudern mit der Runde, lassen uns den aufwendigen Prozess nochmal durch den Kopf gehen und genießen den sehr lokalen Kaffee. Zum Abschluss bekommt jeder noch ein Pfund Kaffee mit nach Hause und wir verabschieden uns gegen 12.30 Uhr von der Truppe.
Hin ging es für uns mit Uber und zurück nehmen wir diesmal den Bus. Der Chicken Bus nach Antigua fährt an der Hauptstraße ab, kostet nur Q3 (ca. 35 Cent) pro Person und schmeißt uns am Mercado Central raus.
➳ Lies hier: 10 Dinge, die du in Antigua machen solltest
Die Organisation De La Gente
Die Kaffee Tour ist nicht bloß eine normale Tour. Die Organisation De La Gente ist eine Non Profit Organisation, die lokale Farmer und die kommunale Bevölkerung unterstützt. Wir haben sichtlich gemerkt, wie stolz Eduardo darauf ist ein Teil des De La Gente Programms zu sein. Wenn du dich also entschließt, die Tour über diesen Veranstalter zu buchen, hilfst du der guatemaltekischen Wirtschaft enorm.
Uns selber erschien der Preis von 29 Dollar zunächst etwas hoch im Vergleich zum lokalen Tourangebot, aber wenn man weiß was dahinter steht, ist es jeden Cent wert. Im Jahr 2018 konnten so über 50.000 Dollar an die Gemeinde zurückgegeben werden. Wirf einen Blick auf die Internetseite und buche dort deine Tour: De La Gente
Hast du noch Fragen oder hast die Tour mit De La Gente schon gemacht? Lass mir einen Kommentar da oder teile den Beitrag gerne mit deinen Freunden!
1 Kommentar zu „Antigua Kaffee Tour | Röste deinen guatemaltekischen Kaffee“
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